Die Goethe-Institute aus Osteuropa haben ein gemeinsames Programm "Bücher, über die man spricht", in dem Literaturfreunde aus Osteuropa deutschsprachige Bücher empfehlen. Hier meine für dieses Programm geschriebene und veröffentlichte Buchempfehlung:

Susanne Fritz
"Wie kommt der Krieg ins Kind"
Wallstein Verlag, Göttingen, 2018
268 Seiten


„Wie kommt der Krieg ins Kind“ ist Susanne Fritz‘ dritter Roman. Es ist eine äußerst persönliche Geschichte, erzählt mit einem sehr feinen Gefühl gegenüber den Grenzen des Sagbaren und Unaussprechlichen.

Schreibend forschend geht Fitz den Gespenstern der Vergangenheit und den inneren Dämonen ihrer Mutter und somit auch der eigenen nach. Sie erforscht in ihrem Roman, wieso gewisse Themen für ihre Mutter Tabus sind, wieso das, was für sie Literatur ist, für ihre Mutter eine Lebensfrage darstellt. Es ist eine Art literarischer Bearbeitung oder Aufarbeitung der Traumata ihrer Mutter und gleichzeitig ist es eine Geschichte der deutschen Zivilisten in Schlesien. Eine Aufarbeitung dessen, was es heißt, als junges heranwachsendes Kind die Last des Krieges tragen zu müssen. Unschuldig schuldig zu werden und durch die Geschichte unfähig gemacht werden, über den eigenen Schmerz reden zu können.

Der Roman ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man persönlich über die Geschichte, über die weißen Flecken in der Geschichte schreiben kann, ohne dabei jemanden anzeigen oder beschuldigen zu müssen und ohne in die beladenen Opfer- und Täterrollen hineinzufallen. Fritz führt mit ihrer Sprachkraft vor, was es heißt, ehrlich und einfühlsam zu sein.

Das Buch bietet eine Geschichte, die uns lehrt, wie man mit den Gespenstern der Vergangenheit, mit den eigenen, aber auch mit denen unserer Vorfahren umgehen und sich auseinandersetzen muss, weil die unbewussten Verhaltensmuster, verursacht durch die Traumata der Vergangenheit, sonst in uns, in den Nachfolgern weiterleben.


Die Empfehlung auf der Seite des Goethe-Instituts.
Die Internetseite der Autorin Susanne Fritz.